Internationalisierung ist etwas, was sicherlich viele Händler*innen wollen, was jedoch auch viele scheuen. Besonders die Angst vor dem Aufwand und den Kosten dürfte ausschlaggebend sein, warum relativ wenige Händler*innen diesen Schritt wagen.
Dabei ist es nie einfacher gewesen, international zu verkaufen, als heute. Die Welt rückt näher, Distanzen wirken kürzer und besonders in der EU existieren keine Grenzen und Schranken. Während der Verkauf über Grenzen hinweg im deutschsprachigen Raum relativ einfach ist und für relativ viele Shops gang und gäbe ist, sieht dies beim Verkauf über den deutschsprachigen Raum hinaus etwas anders aus; hier ist das Angebot eher spärlich.
Dabei bietet auch Shopify viele Möglichkeiten zur Internationalisierung, denn dass Shopify als international ausgerichtete E-Commerce-Plattform solche Möglichkeiten bietet, ist nur konsequent.
Aber welche Möglichkeiten sind diese konkret? Worauf muss man achten, wenn man auf Shopify international verkaufen möchte? Wir zeigen sie Dir auf als Unterstützung bei Deiner Entscheidung, ob Du international verkaufen willst und falls ja, welche Aspekte wichtig sind.
1. Shop-SpracheVermutlich ist die Shop-Sprache das Erste, woran Händler*innen denken, wenn sie international verkaufen wollen und in einen fremdsprachigen Markt eintreten wollen. Wie wird der Shop mitsamt aller Seiten auf die Zielsprache übersetzt? Dies hängt zwar vom Theme ab, aber viele Themes bieten die Möglichkeit, die gesamte Shop-Sprache zu übersetzen. Diese wird im Theme-Bereich eingestellt.
Adminbereich → Onlineshop → Themes → beim aktuellen Theme auf Aktionen → Sprachen bearbeiten → Theme-Sprache ändern
2. Übersetzen der Apps
Die genutzten Apps und Plug-ins sollten auch in die neue Sprache übersetzt werden. Die Apps findest Du in dem gleichnamigen Abschnitt im Shopify-Adminbereich.
Adminbereich → Apps
3. Übersetzen der Transaktionsbenachrichtigungen
Ein besonders wichtiger Punkt ist das Übersetzen der Transaktionsbenachrichtigungen wie Bestell- oder Versandbestätigung. Und diese Wichtigkeit kommt nicht von ungefähr, denn das Eurobarometer im Auftrag der EU-Kommission hat bezüglich der Sprachpräferenzen von Internetnutzer*innen ergeben, dass 42% nie einen Kauf in einer anderen Sprache tätigen würden. Dies dürfte daran liegen, dass Menschen vorsichtiger sind, wenn es um Finanztransaktionen geht. Die Transaktionsbenachrichtigungen können unter Einstellungen eingestellt werden.
Adminbereich → Einstellungen → Benachrichtigungen
4. Währungen
Mit einem neuen Markteintritt muss man sich in vielen Fällen auch auf eine neue Währung einstellen; im Euro-Raum ist dies natürlich kein Thema. Aber selbst wenn sich Händler*innen nur auf den deutschsprachigen Raum (DACH) konzentrieren, käme mit dem Schweizer Franken eine neue Währung hinzu. Auf Shopify stehen viele Währungen zur Verfügung, die Du unter Einstellungen verwalten kannst:
Adminbereich → Einstellungen → Allgemein → Währung des Shops
5. Zahlungsanbieter
Einer der Gründe, warum der Checkout abgebrochen wird, ist das Fehlen des bevorzugten Zahlungsanbieters. Und die Präferenzen der Kund*innen unterscheiden sich je nach Land; während in Deutschland Kauf auf Rechnung sehr beliebt ist, bevorzugt man beispielsweise in den Niederlanden iDEAL, in Österreich EPS und in Polen Przelewy24. Insofern ist es wichtig, sich darüber zu informieren, welche Zahlungsmethoden im neuen Markt beliebt sind, um Kund*innen auch jene anzubieten, die sie bevorzugen, damit der Markteintritt zum Erfolg wird. Die Zahlungsmethoden werden in den Einstellungen verwaltet:
Adminbereich → Einstellungen → Zahlungen
Die beste Option ist allerdings Mollie; ein Zahlungsdienstleister, mit dem man verschiedene internationale Zahlungsmethoden, unter anderem eben die beliebtesten der jeweiligen Länder, in Shopify einbinden kann.
6. VersandanbieterVersand ist ein Aspekt, der besonders von lokalen Bedingungen abhängt, weil je nach Land unterschiedlich hohe Kosten entstehen. Shopify bietet die Möglichkeit, Versandmethoden individuell anzulegen, sodass je nach Land unterschiedliche Bedingungen und Kosten abgebildet werden können. Basierend auf der Lieferanschrift im Checkout werden die Versandanbieter dann automatisch angewandt.
Adminbereich → Einstellungen → Versand und Zustellung
Die Verwaltung von Tarifen sieht folgendermaßen aus:
7. Fulfillment-Anbindung
Am Anfang des Markteintritts haben viele Onlineshops noch ein zentrales Lager. Ab einem gewissen Geschäftsvolumen ist es jedoch besser, unterschiedliche Lager und Fulfillment-Center in den jeweiligen Ländern zu haben. Die Kund*innen erhalten ihre Waren schneller, die Transportkosten sind geringer und letztendlich kommt das auch der Umwelt zugute, wenn Pakete nicht zu lange transportiert werden müssen, bis sie bei Kund*innen ankommen. Allerdings müssen in diesem Falle mehrere Lager und Fulfillment-Center an den Onlineshop angebunden werden. Um den Lagerbestand korrekt abzubilden, muss die Datensynchronisierung einwandfrei funktionieren.
Eine Fulfillment-Lösung mit einem Netzwerk an internationalen Fulfillment-Centern ist beispielsweise Byrd, was auch eine Shopify-Integration bietet. Unterschiedliche Fulfillment-Center an verschiedenen Standorten können so zentral gemanagt werden. Das Angebot richtet sich sowohl an Start-ups, als auch an Großunternehmen, allerdings haben wir selbst keine Erfahrungen damit gemacht.
8. RechnungenDa Länder in Bezug auf Rechnungen unterschiedliche Regelungen haben, was obligatorische Hinweise oder Steuervermerke auf der Rechnung angeht, ist die Konsultation einer/eines Steuerberater*in unumgänglich, um bei diesem sensiblen Thema keine Fehler zu machen. Besonders die Schweiz als Nicht-EU-Mitglied, jedoch als beliebtes Land für den Markteintritt, da zu großen Teilen deutschsprachig, hat nämlich diesbezüglich abweichende Regelungen. Aber auch international ausgerichtete Rechnungsapp, die die länderspezifischen Regelungen berücksichtigen, können hier Abhilfe schaffen. Zu diesen gehört Sufio, was im Shopify App Store auch als App verfügbar ist.
9. ZollbestimmungenWer in einen Markt eines Drittlandes außerhalb der EU eintreten möchte, muss sich mit Zollbestimmungen auseinandersetzen; das gilt wieder besonders für die Schweiz (und demnächst wohl auch für Großbritannien). Denn je Produkt müssen für die Einfuhr bestimmte Zollinformationen ausgewiesen werden.
Einige Zollinformationen können direkt auf der Produktseite hinterlegt werden, beispielsweise den sogenannten HS-Code, der die Proodukte für die Zollabfertigung klassifiziert; diese findest Du auf dem Europäischen Zollportal.
Adminbereich→ Produkte → Produkt auswählen → Zollinformationen
10. Buchhaltung & Steuern
Es gibt viele Buchhaltungstools, die viel Arbeit abnehmen, sodass man sich selbst mit diesem meist ungeliebten Thema befassen muss. Allerdings muss beachtet werden, dass ab einem bestimmten Geschäftsvolumen bzw. Umsatz das Unternehmen in dem betreffenden Land inkl. ausländischer Steuernummer offiziell angemeldet werden muss.
11. Lokalisierung der Storefront und des ContentsUnter Umständen muss auch die Storefront unter der Berücksichtigung länderspezifischer Besonderheiten angepasst werden, um auf diese Weise Kund*innen besser bzw. gezielter anzusprechen. Dazu gehören beispielsweise Medien- und Presselogos der jeweiligen Länder, in denen die Produkte vielleicht gefeatured wurden und daher als Trustlogos dienen, oder Testimonials, die zu dem jeweiligen Land passen sollten. Auch gibt es je nach Land unterschiedliche Präferenzen, was Trust-Treiber angeht: In Deutschland ist Trusted Shops sehr bekannt und populär, im Ausland jedoch ist es nahezu unbekannt; dort ist Trustpilot bekannter und populärer, in Deutschland wiederum weniger. Insofern sollten auch solche Präferenzen berücksichtigt und eventuell angepasst werden.
Wichtig ist es unter Umständen auch, beispielsweise Sales-Aktionen auf lokale Feierlichkeiten und Bräuche anzupassen. Halloween ist z.B. nicht überall so populär wie mittlerweile hier in Deutschland und Weihnachten wird in Ländern mit mehrheitlich christlich-orthodoxer Bevölkerung nicht Ende Dezember, sondern erst im Januar gefeiert. Auch Bilder von Models oder Produkten können angepasst werden, um die länderspezifischen Besonderheiten besser widerspiegeln, sodass Kund*innen besser angesprochen werden.
12. Lokalisierung von ProduktenProdukte können je nach Land unterschiedlich populär sein. Beispielsweise kann dies für Nahrungsmittel gelten: In manchen Ländern isst man gerne sehr scharf oder sehr süß, in Deutschland dagegen mag man es mild. Oder bestimmte Kleidungsstücke sind aufgrund klimatischer Bedingungen in bestimmten Ländern populärer oder auch unpopulärer. So können die Produkte dementsprechend gehighlightet werden, damit Besucher*innen des Onlineshops direkt jene Produkte sehen, die sie eher interessieren könnten.
13. Customer Experience/KundensupportKundenservice ist gerade im E-Commerce von großer Bedeutung, denn anders als im stationären Handel gibt es keinen persönlichen Kontakt zu einer/einem Kundenberater*in. Und ein schlechter Kundenservice wirkt sich auch schlecht auf den Ruf des Unternehmens aus. Insofern sollte der Kundensupport auf die Sprache des Ziellandes ausgerichtet sein und nicht bloß englischsprachig sein. Zwar ist die Quote an Menschen, die Englisch als Fremdsprache sehr gut beherrschen, besonders in Skandinavien sehr hoch. Aber zum einen gibt es auch in Europa viele Länder, in denen dies nicht der Fall ist und zum anderen kommt ein Support in der Landessprache besser an, gute Englischkenntnisse hin oder her. Insofern sollten auch Kundensupporttools wie Zendesk dementsprechend ausgerichtet sein.
14. SEONatürlich darf man nicht vergessen, dass es wichtig ist, auf Google oder anderen Suchmaschinen ein gutes Ranking zu erzielen. Besonders ist hierbei wichtig zu beachten, dass duplizierter oder automatisch übersetzter Content von Google eventuell als Duplicated Content eingestuft und daher abgestraft wird. In diesem Fallen müssen href-lang-Tags gesetzt werden: Content in verschiedenen Sprachen wird auf diese Weise sozusagen zusammengeknüpft, um Google zu signalisieren, dass es sich nicht um ein Duplikat, sondern um denselben Content in verschiedenen Sprachen handelt.
15. Optionen, Aufwand und KostenEs gibt unterschiedliche Optionen hinsichtlich der Internationalisierung, die mit unterschiedlich hohem Aufwand oder Kosten verbunden sind: Der eigentliche Onlineshop wird bloß übersetzt (via App), für jedes Land wird ein eigener Onlineshop aufgesetzt (Multi-Shop-Lösung) oder "Headless", bei dem die Storefront sozusagen "abgeschnitten" und für eine bessere URL-Struktur und die Produktpflege mittels eines PIM durch ein externes Tools ersetzt wird. Einen ausführlichen Artikel über diese Optionen findest Du in unserem Blog.
Fazit
Welche Gründe es auch geben mag, dass sich Händler*innen gegen eine Internationalisierung entscheiden: Die Möglichkeiten dafür sind nicht mit solch hohen Hürden verbunden, wie man es vielleicht auf den ersten Blick vermuten würde. Ob eine Internationalisierung das Richtige ist, muss natürlich jede*r für sich selbst entscheiden, weil da neben den Aspekten, die wir hier beschrieben haben, auch andere, vielleicht persönliche Faktoren eine Rolle spielen könnten.
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Falls Du Beratung benötigst, weil Du mit dem Gedanken spielst, international zu verkaufen, aber noch Unsicherheiten herrschen und Du Fragen hast, dann melde Dich gerne bei uns.
Wir von Tante-E sind eine der führenden Shopify-Experten-Agenturen in Deutschland mit Standorten in Berlin und Köln. Wir betreiben nicht nur eigene Onlineshops auf Shopify, sondern haben auch zahlreiche Projekte wie Shop-Setups oder Shop-Optimierungen realisiert. Insofern verfügen wir über eine hohe Expertise im Bereich E-Commerce im Allgemeinen und Shopify im Besonderen. Falls Du Fragen haben solltest oder Hilfe benötigst, würden wir uns sehr freuen, wenn Du Dich diesbezüglich mit uns in Verbindung setzen würdest. Melde Dich einfach bei uns, wir freuen uns sehr, Dir helfen zu dürfen.