Produktvarianten auf Shopify wirken auf den ersten Blick wie ein technisches Detail. Tatsächlich gehören sie aber zu den strategisch wichtigsten Weichenstellungen beim Aufbau eines Onlineshops.
Hierbei folgt die Unterscheidung zwischen echten oder sogenannten Fake Varianten. Die Wahl beeinflusst maßgeblich zentrale Bereiche wie Usability, Conversion, Pflegeaufwand, Cross-Selling, Rabatte, SEO und damit den Erfolg deines gesamten Shops.
Im Podcast spricht unsere Expertin Nina ausführlich darüber, welche Optionen es gibt, wie sich beide Strategien unterscheiden und wann sich welcher Ansatz in der Praxis bewährt. Die wichtigsten Learnings und Praxiseinblicke von XbyX fassen wir in diesem Artikel zusammen.

Nina ist Accountmanagerin bei tante-e und verfügt über tiefgehende Erfahrung in der kontinuierlichen Zusammenarbeit mit verschiedenen E-Commerce-Brands. Ihr Wissen teilt sie regelmäßig im tante-e-Podcast, u.a. zu Sets und Bundles oder dem richtigen Variantenmanagement auf Shopify.
- Warum bei Produktvarianten auf Shopify die richtige Strategie zählt
- Echte Varianten auf Shopify: Der Standardansatz
- Fake Varianten: Flexibilität bei Darstellung, Content und SEO
- Praxisbeispiel xbyx: Zwei Ebenen Fake Varianten erfolgreich umgesetzt
- Entscheidungshilfe: Wann echte Varianten, wann Fake Varianten?
- Fazit: Empfehlungen aus der Praxis
1. Warum bei Produktvarianten auf Shopify die richtige Strategie zählt
Fast jeder Shopify-Shop nutzt Produktvarianten. Viele Produkte kommen in unterschiedlichen Ausprägungen, z.B. Größe, Farbe oder Geschmack. Wie diese Varianten angelegt und ausgespielt werden, hat direkte Auswirkungen auf verschiedene Aspekte deines Shops:
Auswirkungen auf die User Experience
- Können Nutzerinnen und Nutzer einfach zwischen Produktvarianten wechseln?
- Wird visuell klar, welche Auswahlmöglichkeiten es gibt?
- Bleibt die Übersicht erhalten – auch bei einem größeren Variantenumfang?
Einfluss auf die Conversion Rate
- Finden Nutzerinnen und Nutzer schnell das passende Produkt?
- Wird gezielt das dargestellt, was zur Kaufentscheidung beiträgt?
- Wirken sich Darstellung und Usability positiv auf die Kaufwahrscheinlichkeit aus?
Relevanz für Pflege und Skalierbarkeit
- Wie aufwändig ist es, Varianten zu erstellen und zu aktualisieren?
- Wie flexibel lassen sich Bundles, Cross-Sells oder Aktionen auf Variantenebene umsetzen?
- Ist das Setup kompatibel mit bestehenden Systemen, etwa ERP oder PIM?
Bedeutung für die Sichtbarkeit in Suchmaschinen
- Können spezifische Varianten gezielt indexiert werden?
- Lässt sich der Produktkatalog so strukturieren, dass er Vielfalt auch auf Kategorieebene sichtbar macht?
- Besteht Kontrolle über die URL-Struktur einzelner Varianten?
Die Wahl des Variantenmodells beeinflusst damit nicht nur die technische Struktur, sondern das Nutzererlebnis und die wirtschaftliche Performance des Shops insgesamt.
2. Echte Varianten auf Shopify: Der Standardansatz
Shopify bietet von Haus aus die Möglichkeit, Produktvarianten direkt im Admin-Bereich anzulegen. Pro Produkt können bis zu drei Variantenoptionen (zum Beispiel Farbe, Größe, Verpackung) mit insgesamt maximal 100 Variantenkombinationen hinterlegt werden.
Vorteile
- Direkte Pflege im Shopify-Admin möglich
- Variantenwechsel erfolgt ohne Seiten-Reload
- Unterstützt durch viele Themes und Shopify-eigene Apps
- Ideal für Produkte mit begrenztem Variantenumfang und ähnlicher Content-Struktur
Einschränkungen
- Limitierung auf drei Optionen und 100 Kombinationen pro Produkt
- Nur ein Bild kann pro Variante zugewiesen werden, alle Bilder werden geladen
- Varianten teilen sich eine Produktseite, daher ist individueller Content nur begrenzt möglich
- Auf Kategorie-Seiten wird nur das Hauptprodukt angezeigt, Varianten bleiben verborgen
- Keine individuelle URL je Variante – nur Parameter-IDs in der URL
Ein klassisches Beispiel: Ein T-Shirt mit mehreren Farben und Größen wird als ein Produkt mit Varianten angelegt. Nutzerinnen und Nutzer wählen die Ausprägung per Swatch oder Dropdown. Der sichtbare Seiteninhalt bleibt, abgesehen von Bild und Preis, unverändert.
3. Fake Varianten: Flexibilität bei Darstellung, Content und SEO
Fake Varianten sind ein alternativer Ansatz zur Abbildung von Produktvarianten in Shopify. Statt mehrere Varianten unter einem Produkt zusammenzufassen, wird jede Ausprägung als eigenständiges Produkt im System geführt. Ein Proteinshake in drei Geschmacksrichtungen wird in diesem Fall nicht als ein Produkt mit drei Varianten gepflegt, sondern als drei einzelne Produkte mit jeweils eigener URL, Beschreibung und Bildauswahl.
Dieser Ansatz bietet deutlich mehr Spielraum für Gestaltung, Content-Anpassung und Suchmaschinenoptimierung. Gleichzeitig bringt er neue Herausforderungen mit sich, insbesondere beim Pflegeaufwand und bei der technischen Umsetzung. Wann lohnt sich dieser Weg?
Wann Fake Varianten auf Shopify sinnvoll sind
Übersicht auf Kategorie-Seiten
Da jede Variante ein eigenes Produkt ist, erscheint sie auch separat auf der Kategorie-Seite. Dadurch wird das Sortiment für Nutzerinnen und Nutzer sofort sichtbar. Das ist vor allem bei kleinen Produktkatalogen mit hoher Variantenvielfalt ein Vorteil. Wer zum Beispiel fünf Farben eines T-Shirts anbietet, erhöht damit auf einen Schlag die sichtbare Auswahl im Shop.
Unterschiedlicher Content pro Ausprägung
Wenn sich Produktvarianten nicht nur im Preis oder der Farbe unterscheiden, sondern eigene Geschichten erzählen oder spezifische Vorteile kommunizieren sollen, bietet der Fake-Varianten-Ansatz maximale Flexibilität. Jede Variante kann eine eigene Produktbeschreibung, eigene Bilder, Testimonials oder sogar spezielle Angebote enthalten.
Verbesserte Filterlogik und Nutzerführung
Shopify zeigt bei echten Varianten auf Kategorie-Seiten oder in Filtern stets das Hauptproduktbild. Wird etwa nach "Rot" gefiltert, erscheint ein Produkt mit einer roten Variante zwar im Ergebnis, jedoch oft mit dem Bild der blauen Ausführung. Das kann für Verwirrung sorgen. Bei Fake Varianten lässt sich sicherstellen, dass tatsächlich die korrekte Version angezeigt wird.
Eigenständige URLs für gezieltes SEO
Jede Fake Variante hat eine eigene Produktseite und damit eine eigenständige URL. Das eröffnet neue Möglichkeiten für gezielte Optimierung. Seiten wie /proteinshake-waldfrucht
oder /t-shirt-dunkelblau
lassen sich präzise auf Suchbegriffe und Nutzerintentionen abstimmen. Bei echten Varianten ist das nicht möglich, da Shopify lediglich die Varianten-ID per URL-Parameter anhängt.
4. Praxisbeispiel XbyX: Zwei Ebenen Fake Varianten erfolgreich umgesetzt
Ein konkreter Anwendungsfall für Fake Varianten ist der Shopify-Shop von XbyX, einer Marke für pflanzliche Nahrungsergänzungsmittel für Frauen in der Lebensmitte. Das Sortiment umfasst unter anderem Proteinshakes, Kollagenprodukte und Vitaminpräparate. Dabei steht nicht nur das Produkt, sondern auch die gezielte Kommunikation über Wirkweise, Inhaltsstoffe und Anwendungsfälle im Fokus.

Warum xbyx auf Fake Varianten setzt
XbyX arbeitet mit einem überschaubaren Produktkatalog, der jedoch eine Vielzahl von Varianten umfasst. Bei den Proteinshakes beispielsweise gibt es verschiedene Geschmacksrichtungen sowie zwei Verpackungsarten: die klassische Dose und einzelne Portionsbeutel. Die Kombination dieser Varianten ist kaufentscheidend und unterscheidet sich jeweils in der Positionierung.
Anstelle einer Standardlösung mit echten Varianten haben wir uns gemeinsam mit XbyX für Fake Varianten entschieden. Jede Ausprägung wurde als eigenständiges Produkt im Shopify-System angelegt:
-
Auf der Kategorie-Seite erscheinen alle Varianten sichtbar nebeneinander
So erkennt die Zielgruppe direkt, welche Geschmacksrichtungen oder Verpackungsarten zur Verfügung stehen. Das wirkt sich positiv auf Klickrate und Kaufinteresse aus. -
Jede Produktvariante hat ihre eigene Produktseite mit angepasstem Content
Die Geschmacksrichtung „Waldfrucht“ wird inhaltlich anders präsentiert als „Haselnuss“. Auch die Verpackungsform hat einen Einfluss auf die Ansprache. Die Probierbeutel werden beispielsweise gezielt für Einsteigerinnen oder für unterwegs empfohlen, während die Dosen eher als Vorratslösung positioniert sind. -
Unterschiedliche Produktbilder sorgen für eine klare visuelle Trennung
Jede Fake Variante besitzt eine eigene Produktgalerie mit exakt abgestimmten Bildern. Das vermeidet Verwirrung und sorgt für eine fokussierte Darstellung. Nutzerinnen sehen nur das, was zur gewählten Variante passt.
Technische Umsetzung mit Metaobjekten
Damit die einzelnen Produkte logisch miteinander verbunden sind und Nutzerinnen innerhalb der Produktdetailseite komfortabel zwischen Geschmäckern und Verpackungsformen wechseln können, nutzt xbyx sogenannte Metaobjekte. Diese ermöglichen es, die Variantenbeziehungen zentral zu verwalten und im Shop darzustellen.
Konkret wird die gewählte Kombination über ein Dropdown (für den Geschmack) und Buttons (für die Verpackungsart) abgebildet. Auch bei einem Wechsel zwischen den Varianten bleibt die Auswahl logisch erhalten. Wenn eine Nutzerin sich für Waldfrucht entscheidet und anschließend von Dose auf Beutel umstellt, bleibt der gewählte Geschmack aktiv.
Mehr zum Thema Shopify Metaobjekte erfährst du in unserem tante-e-Blog.
Ausgewogene Entscheidung trotz Mehraufwand
Die Pflege der Fake Varianten erfolgt bei XbyX manuell. Da jede Produktseite eigene Inhalte, Texte und Bilder erfordert, ist dieser Schritt notwendig und sinnvoll. Unterstützt wird das Team durch den gezielten Einsatz von Metaobjekten, die die Verknüpfung der Varianten erleichtern. So wird der Aufwand reduziert, ohne an Flexibilität zu verlieren.
Im Fall von XbyX zeigt sich, dass die Kombination aus differenzierter Produktkommunikation, präziser Darstellung auf der Kategorie-Seite und gezielter Filterbarkeit klare Vorteile bringt. Die Fake Varianten schaffen ein hochwertiges Einkaufserlebnis und stärken gleichzeitig die Markenwirkung im Shop.
5. Entscheidungshilfe: Wann echte Varianten, wann Fake Varianten?
tante-e Expertin Nina empfiehlt, die Wahl zwischen echten und Fake Varianten auf Shopify basierend auf klaren Kriterien zu treffen. Beide Ansätze haben spezifische Stärken und Schwächen. Wer langfristig effizient arbeiten und gleichzeitig die Customer Experience verbessern möchte, sollte die folgenden Aspekte gezielt abwägen.
Relevante Entscheidungskriterien im Überblick
Kriterium | Echte Varianten | Fake Varianten |
---|---|---|
Pflegeaufwand | Gering, da Varianten zentral gepflegt werden | Hoch, jede Variante ist ein separates Produkt |
Individualisierbarkeit | Eingeschränkt, Content weitgehend identisch | Hoch, jede Variante kann mit eigenem Content arbeiten |
Darstellung auf Kategorie-Seiten | Nur Hauptprodukt sichtbar | Alle Varianten separat sichtbar |
Produktbilder pro Variante | Ein Bild pro Variante, aber gesamte Galerie sichtbar | Eigene Galerie pro Produkt ohne visuelles Durcheinander |
Filterbarkeit | Variantenfilter kann visuell verwirrend wirken | Klarer Bezug zwischen Filter und sichtbarem Ergebnis |
SEO-Potenzial | Eingeschränkt durch fehlende URL-Steuerung | Hohe Kontrolle durch separate, optimierbare URLs |
Performance bei Variantenwechsel | Schnell durch Page-internen Wechsel | Langsamer durch Page Reload |
Kompatibilität mit Shopify-Apps | Hoch, unterstützt von allen nativen Apps | Eingeschränkt, insbesondere bei Bundles oder Promotions |
Typische Einsatzszenarien
Echte Varianten sind sinnvoll, wenn...
- die Anzahl der Varianten überschaubar bleibt
- sich die Inhalte und Bilder der Varianten kaum unterscheiden
- ein standardisierter Pflegeprozess gewünscht ist
- vorhandene Shopify-Apps ohne Einschränkungen genutzt werden sollen
Fake Varianten empfehlen wir, wenn...
- die Varianten stark visuell oder inhaltlich differenziert werden sollen
- die Vielfalt im Sortiment besser sichtbar gemacht werden soll
- Suchmaschinenoptimierung auf Variantenebene wichtig ist
- auf der Kategorie-Seite eine differenzierte Darstellung erforderlich ist
In der Praxis kann auch ein hybrider Ansatz sinnvoll sein. So lassen sich etwa Farben als Fake Varianten abbilden, während Größen als echte Varianten hinterlegt werden. Dieses Prinzip ermöglicht eine gute Balance zwischen Flexibilität und Pflegeaufwand.
Bei der Entscheidung sollten Händler:innen außerdem berücksichtigen, wie stark der Shop wachsen soll und welche Anforderungen perspektivisch hinzukommen könnten. Wer frühzeitig eine skalierbare Struktur schafft, spart langfristig Zeit und Aufwand.
6. Fazit: Empfehlungen aus der Praxis
Produktvarianten beeinflussen also maßgeblich, wie dein Shop wahrgenommen wird, wie Nutzerinnen und Nutzer sich zurechtfinden, wie gut Inhalte vermittelt werden können und wie effizient die Pflege erfolgt.
Die wichtigsten Empfehlungen aus unserer Erfahrung mit Marken wie XbyX:
-
Darstellung auf der Kategorie-Seite mitdenken
Wer möchte, dass alle Farben, Geschmäcker oder Verpackungen direkt sichtbar sind, profitiert von Fake Varianten. Gerade bei kleinen Katalogen mit vielen Ausprägungen wirkt der Shop dadurch vollständiger und aktiver. -
Content-Potenziale nutzen
Wenn Produktvarianten inhaltlich stark differenziert werden sollen – etwa durch individuelle Texte, visuelle Elemente oder Storytelling – bieten Fake Varianten deutlich mehr Spielraum. Bei XbyX trägt das gezielt zur Conversion bei. -
Pflege realistisch bewerten
Fake Varianten verursachen Mehraufwand, insbesondere bei häufigen Änderungen. Dieser Aufwand kann sich lohnen, muss aber bewusst eingeplant werden. -
Technisches Setup im Blick behalten
Je nach Theme und Feature-Anforderungen kann die Umsetzung unterschiedlich aufwändig sein. Es ist wichtig, vorab zu klären, ob das vorhandene System (z. B. ERP, PIM, App-Stack) mit dem gewählten Modell kompatibel ist. -
Variantenstrategie frühzeitig planen
Die Variantenstruktur bildet eine zentrale Grundlage für alle weiteren Shop-Entscheidungen. Sie beeinflusst nicht nur die Darstellung im Frontend, sondern auch Filterlogiken, Cross-Sells, Rabatte, Bundles und SEO. Shopify-Händler:innen, die diese Struktur durchdacht anlegen, schaffen eine nachhaltige Basis für Wachstum und Weiterentwicklung.