Amazon ist ein E-Commerce-Gigant. Mehr als die Hälfte (53%) des deutschen Onlinehandels entfiel laut einer Studie des IFH Köln (Institut für Handelsforschung) im Jahr 2020 auf Amazon. In Deutschland hat Amazon etwa 46,2 Millionen Kund:innen. Da überrascht es nicht, dass rund 94% der deutschen Onlineshopper:innen schon mal dort einen Kauf getätigt haben sollen.
Da ist es auch kein Wunder, dass Amazon auf den ersten Blick nach einem place-to-be aussieht. Insofern stellen sich viele Händler:innen, natürlich auch Shopify-Händler:innen, die Frage, wie sie Amazon für ihr Geschäft nutzen können - und ob.
Denn gibt es eine Reihe von Aspekten, die berücksichtigt werden sollten, falls Du neben Deinem Shopify-Shop auch Amazon als Verkaufplattform für Deine Produkte nutzen willst.
Denn Amazon mag für einige Händler:innen ein geeigneter Marktplatz sein - für andere wiederum eher weniger. Und gerade die ein oder anderen Shopify-Händler:innen kann dies besonders betreffen, aber dazu später mehr.
Für wen ist Amazon also aber am besten geeignet? Was solltest Du vor dem Start auf Amazon beachten? Und was solltest Du nach dem Start tun?
Wir haben hierzu eine absolute Expertin zu Rate gezogen: Romy Riffel, Gründerin und Geschäftsführerin von Snocksulting, einer Amazon-Agentur, die aus einem der erfolgreichsten Shopify-Shops, Snocks, hervorgegangen ist.
Für wen ist Amazon geeignet?
Amazon bietet einen Marktplatz, den Amazon Marketplace, der für Händler:innen einen relativ einfachen Weg bietet, ihre Produkte zu verkaufen. Anders als beispielsweise auf Otto, Zalando oder About You, die ihre Plattformen ebenfalls für andere Marken zugänglich machen, die Hürden jedoch recht groß sind, sind die Hürden bei Amazon relativ niedrig.
Allerdings gibt es auch einige Aspekte, die beachtet werden sollten, bevor Du als Amazon-Händler:in Deine Produkte verkaufst.
So ist Amazon sehr stark "nachfragegetrieben": Die Menschen besuchen Amazon selten zum Stöbern oder Entdecken, wie dies in anderen Onlineshops oft der Fall ist, sondern weil sie meist gezielt nach einem Produkt suchen. Insofern eignet sich Amazon besonders für Händler:innen, für deren Produkte eine gewisse Nachfrage vorhanden ist - oder voraussichtlich vorhanden sein wird.
Wenn ein Produkt beispielsweise in den USA im Trend liegt und die Wahrscheinlichkeit, dass er auch nach DACH kommt und Nachfrage erzeugt, relativ groß ist (weil Trends und Hypes aus den USA oft auch mit einer gewissen Zeitverzögerung nach Europa kommen) und Du zu den Ersten gehören willst, die das Produkt nach DACH bringen, dann kann sich der Verkauf lohnen.
Für wen ist Amazon eher weniger geeignet?
Im Umkehrschluss bedeutet dies aber auch, dass Amazon eher keine Plattform für Innovationen ist. Für Produkte, die völlig neuartig sind und nach denen nicht gesucht wird, gerade weil sie neu sind, oder weil sie möglicherweise deshalb auch erklärungsbedürftig sind, ist Amazon nicht so gut geeignet. Denn Amazon ist recht nüchtern und eignet sich eher nicht für Content Marketing und Storytelling. Und das ist der springende Punkt für nicht Shopify-Händler:innen, die teilweise nicht nur innovative Produkte verkaufen, sondern eben auch einen besonderen Fokus auf Content und Storytelling setzen.
Was solltest Du vor dem Start auf Amazon beachten?
Damit wären wir auch bei der Frage angekommen, worauf Du achten solltest, bevor Du auf Amazon verkaufst. Und auch welches Tool Dir dabei hilft, bei Deiner Entscheidung zu helfen.
Ist die Nachfrage da?
Wie bereits erwähnt, solltest Du zunächst schauen, ob es eine Nachfrage nach Deinen Produkten gibt. Eine große Hilfe ist dabei das Tool Helium 10. Damit kannst Du Dir beispielsweise die Suchvolumina für Produkte anschauen. Wie viele Personen suchen nach Deinem Produkt? Wie groß ist die Nachfrage? So kannst Du nicht nur feststellen, ob sich der Verkauf lohnt, sondern unter Umständen auch, grob in welcher Größenordnung produziert werden kann.
Wie ist die Konkurrenz aufgestellt?
Auch bei einer anderen Frage, die relevant ist, liefert Helium 10 eine Antwort; und zwar bei der Frage dabei, wie die Konkurrenz aufgestellt ist. Denn Helium 10 zeigt Dir auch, wie hoch die Umsätze Deiner möglichen Konkurrent:innen sind, die ein ähnliches Produkt verkaufen.
Welche Preise verlangt die Konkurrenz? Welchen Spielraum gibt es für die eigene Preisgestaltung?
Wichtig im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit ist auch die Frage, welche Preise die Konkurrenz für ähnliche Produkte verlangt. Kund:innen auf Amazon sind nämlich recht preissensibel und achten besonders darauf, wer ein ähnliches Produkt noch günstiger anbietet.
Wenn sich der (mögliche) Preis Deiner Produkte in relativ hohem Maße von der möglichen Konkurrenz unterscheidet, solltest Du abwägen, inwieweit Du wirtschaftlich verkaufen kannst; auch wenn der Preis für Dein Produkt aufgrund seiner Eigenschaften völlig gerechtfertigt ist. Lohnt es sich, den Preis auf ein gewisses Niveau zu senken, um mit der Konkurrenz mithalten zu können? Oder ist der finanzielle Spielraum dafür nicht gegeben? Das ist etwas, was Du genau abwägen solltest.
Ist die Konkurrenz etabliert?
Konkurrenz ist nicht gleich Konkurrenz. Du solltest Dir anschauen, ob sich die mögliche Konkurrenz bereits etabliert hat. Wenn sie beispielsweise schon länger auf dem Markt ist, bereits über zahlreiche positive Bewertungen verfügt und sich infolgedessen ein gewisses "Renommee" erarbeitet hat, ist der Weg für eine weitere Konkurrenz (in diesem Falle für Dich) etwas steiniger. Denn Du würdest ja bei Null anfangen und Dich erst mal gegen das Etablierte behaupten müssen.
Würdest Du wirtschaftlich verkaufen können?
Neben der bereits genannten Preisgestaltung Deiner Produkte musst Du eine weitere Kosten-Nutzen-Analyse erstellen, und zwar im Hinblick auf die Gebühren: als professionelle:r Händler:in musst Du nämlich 39€ (zzgl. MwSt.) monatlich bezahlen. Zusätzlich kommen noch Verkaufsgebühren hinzu, die von der Produktkategorie abhängen und zwischen 7% und 15% (von der Verkaufsgebühr) liegen. Hinzu kommen dann noch Kosten für die Ads, die je nach Kampagne variieren können.
Wie kannst Du auf Amazon verkaufen? Die Schritte
Hast Du Dich nach allen Abwägungen dazu entschlossen, auf Amazon zu verkaufen, musst Du Dich natürlich zunächst als Verkäufer:in auf Amazon registrieren. Danach gibt es neben einigen Dingen, die obligatorisch sind, auch solche, die zwar optional, aber dennoch sehr empfehlenswert sind.
- Steuernummer hinterlegen
Das Allerwichtigste, was Du tun und auf keinen Fall vergessen solltest, ist es, Deine Steuernummer zu hinterlegen. Amazon selbst erinnert nämlich nicht daran, Du musst selbst daran denken. Falls Du es nämlich vergisst, sie zu hinterlegen, kann (oder wird) es so kommen, dass Deine Produkte nach dem ersten oder zweiten Verkauf schon wieder offline sind; also gerade dann, wenn die Verkäufe losgehen.
- Marke anmelden
Du solltest unbedingt Deine Marke bei Amazon anmelden (Amazon Brand Registry), weil Du dadurch von vielen wichtigen und nützlichen Funktionen profitieren kannst. So stehen Dir bestimmte Werbeformate (wie Sponsored Brands) oder Funktionen wie A+ Content zur Verfügung; dabei handelt es sich um eine Art Mini-Website unter jedem Listing, was aber auf mobilen Geräten oben platziert ist. Und angesichts der Tatsache, dass mittlerweile die meisten Käufe über mobile Geräte getätigt werden, ist diese Funktion besonders praktisch.
Darüber hinaus steht Dir auch die Brand Store-Funktion zur Verfügung, wenn Du Deine Marke anmeldest. Auf diese Weise kannst Du Deine Marke, die Du beim Deutschen Patent- und Markenamt (DPMA) registriert hast, mit Deinem Amazon Seller-Konto verbinden.
- Produkte anlegen
Nun kannst Du Deine Produkte anlegen. Wichtig ist, die richtige Kategorie zu finden, wobei auch hier Helium 10 behilflich sein kann.
Achte auch darauf, den Content an Amazon anzupassen, der dort, wie bereits erwähnt, sehr viel nüchterner ist als im eigenen Onlineshop. Halte Dich dabei an den Styleguide: Überschreite die Zeichenzahl nicht (vor allem beim Titel), bestimme die Bullet Points (Stichpunkte auf der Detailseite des Produktes) und ordne sie nach ihrer Wichtigkeit.
Bei der Bestimmung der USPs für Dein(e) Produkt(e) gibt Romy folgenden Tipp: Frage diesbezüglich Deine Freund:innen bzw. Menschen aus Deinem Umfeld, die nicht in den Produktentwicklungsprozess involviert sind. Denn die, die involviert sind, sind meist latent voreingenommen, wohingegen die Perspektive der "Außenstehenden" der der potenziellen Kund:innen näher ist.
Darüber hinaus solltest Du die Produktbilder beschriften und eventuell auch darüber nachdenken, Produktvideos zu erstellen und hochzuladen. Mithilfe eines A/B-Tests kannst Du schauen, was sich besser eignet.
- Ads schalten
An Ads führt mittlerweile kein Weg vorbei, wenn Du willst, dass Deine Produkte tatsächlich gefunden werden sollen. Andernfalls kann es nämlich sein, dass Deine Produkte auf Seite 2 gelistet werden, die sich aber wohl nur die wenigsten anschauen. Dabei solltest Du in Deine Ad-Kampagnen sowohl Geld, als auch Zeit investieren.
Romy empfiehlt, mit etwa 30€ für eine erfolgreiche Kampagne zu rechnen. 5€-Kampagnen sind eher weniger erfolgversprechend, da solltest Du nicht am falschen Ende sparen.
Allerdings solltest Du dabei auf zwei Dinge achten: Einerseits solltest Du Deiner Kampagne genügend Zeit geben, um besser beurteilen zu können, was besser performt. Wenn Du zu schnell zu viele Änderungen an der Kampagne vornimmst, wirst Du nämlich nicht genau feststellen können, welche konkrete Maßnahme gut oder schlecht war. Andererseits solltest Du aber auch darauf achten, kein Geld zu verbrennen. Da solltest Du schon die richtige Balance finden.
- Kund:innen (rechtzeitig) um eine Bewertung bitten
Bewertungen sind als Social-Proof-Element immer bedeutend - auf Amazon sind sie jedoch noch bedeutender, denn Du teilst die Plattform mit der direkten Konkurrenz. Insofern solltest Du, sobald Du Verkäufe generierst, Deine Kund:innen um eine Bewertung bitten, sofern sie nicht von selbst eine verfasst haben. Die entsprechende E-Mail (Weekly Reminder) wird von Amazon angeboten und Du kannst ihn selbst veranlassen. Allerdings solltest Du dabei folgende Aspekte berücksichtigen:
- Auf den Zeitpunkt der Anfrage achten
Bitte Deine Kund:innen erst dann nach einer Bewertung, wenn sie die Bestellung auch tatsächlich erhalten haben. Beachte dabei, dass die reguläre Lieferzeit nicht unbedingt als Gradmesser gilt. Denn es kann sein, dass die Bestellung zwar zugestellt worden ist, der:die Kund:in das Paket jedoch irgendwo noch abholen muss. Wenn Du nämlich um eine Bewertung für ein Produkt bittest, dass der:die Kund:in noch gar nicht erhalten ist, kommt das äußerst schlecht an.
- "Verfallsdatum" für Anfrage beachten
Was Du diesbezüglich auch beachten solltest: Kund:innen kannst Du um eine Bewertung für ein Produkt bitten, dessen Kauf nicht länger als 30 Tage liegt. Ansonsten ist eine Anfrage nicht mehr möglich.
- Keine Scheu vor der Anfrage
Viele Händler:innen scheuen sich davor, Kund:innen um eine Bewertung zu bitten, weil sie Angst davor haben, dass sie sich eine negative Bewertung einhandeln, weil sich der:die Kund:in von der Anfrage gestört fühlen könnte. Romy kann basierend auf ihrem Geschäftsalltag bestätigen, dass diese Angst eher unbegründet ist: Tatsächlich vergessen gerade zufriedene Kund:innen oft, eine positive Bewertung abzugeben, und werden durch die Anfrage daran erinnert. Denn wer etwas zu meckern hat, macht das ohnehin direkt.
- E-Mail-Template von Amazon nutzen
Das E-Mail-Template für die Anfrage kann zwar personalisiert werden, aber Romy bestätigt, dass es besser ist, das Template von Amazon zu nutzen. Denn Kund:innen können es leichter wiedererkennen.
Fazit
Die Tatsache, dass Amazon von so vielen Menschen genutzt wird, kann für Händler:innen viele Vorteile bieten. Allerdings eignet sich Amazon aber auch nicht für alle Händler:innen bzw. Produkte. Für die Produkte sollte eine gewisse Nachfrage vorhanden sein, die Du mit entsprechenden Tools (beispielsweise Helium 10) vorab ermitteln kannst. Darüber hinaus gibt es einige Dinge, die Du berücksichtigen solltest; beispielsweise Ads zu schalten und Deine Marke anzumelden. Dann kannst auch Du Amazon für Dein Business erfolgreich nutzen.
Du hast Fragen? Melde Dich gerne bei uns!
Falls Du Fragen haben solltest oder Beratung oder Unterstützung benötigst, setze Dich gerne mit uns in Verbindung. Wir von Tante-E sind eine der führenden Shopify-Experten-Agenturen in Deutschland mit Standorten in Berlin und Köln. Wir betreiben nicht nur eigene Onlineshops auf Shopify, sondern haben in den letzten zwei Jahren 200 Projekte wie Shop-Setups oder Shop-Optimierungen realisiert. Insofern verfügen wir über eine hohe Expertise im Bereich E-Commerce im Allgemeinen und Shopify im Besonderen. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn wir auch Dir helfen dürfen. Melde Dich einfach bei uns, wir freuen uns auf Dich.