Videos sind vermutlich das Format der Gegenwart und erleben einen Boom. YouTube als Urgestein generiert Milliarden Klicks, um TikTok herrscht ein Hype und selbst auf Instagram, ursprünglich eine Plattform für Bilder, gibt es in einigen Channels mit Stories, Videos und IGTV (Instagram TV) teilweise mehr Video Content als Bilder.
Sicherlich hat die technische Entwicklung dazu beigetragen, dass Videos so beliebt sind: Smartphones werden immer professioneller und Videos können schneller geladen werden als noch vor einigen Jahren.
Umso erstaunlicher ist es, dass es immer noch relativ viele Onlineshops gibt, die keinen Video Content haben. Meistens beschränkt man sich auf Fotos.
Dabei gibt es viele gute Gründe, warum Händler:innen auf Video Content setzen sollten. Und man muss nicht mal viel Aufwand betreiben oder viel Geld investieren.
Was sind die Vorteile von Video Content?
Es gibt Studien, die die Bedeutung von Video Marketing mit konkreten Zahlen hervorheben. Vielbeachtete und vielzitierte Studien sind The Future of Content Marketing von Hubspot aus dem Jahr 2017 und die Video Marketing Statistics 2020 von Wyzowl, deren Daten aus dem Jahr 2019 stammen.
Bessere SEO
Google liebt Videos. Das erkennt man schon daran, dass bei entsprechenden Suchanfragen zuerst der passende Video Content angezeigt wird.
Mehr Traffic, mehr Leads, mehr Conversion
Die bessere (bzw. die beste) Rankingposition spielt bei der Generierung von Traffic natürlich eine große Rolle. Laut Wyzowl gaben 87% der Video Marketer an, mit Videos mehr Traffic generiert zu haben. 83% berichten von einer höheren Lead-Generierung und 80% von höheren Verkäufen, die direkt auf Videos zurückgehen.
Hohe Nachfrage nach Videos
Laut der Studie von Hubspot wünschten sich bereits 2017 53% der Befragten mehr Video Content, das ist ein Anstieg von 10% im Vergleich zum Vorjahr. In der Altersgruppe 18-24 waren es sogar 65%.
Was muss man bei Video Content grundsätzlich beachten?
Es gibt nicht die eine Video-Content-Strategie, weil dies von verschiedenen Faktoren abhängt: Welche Produkte werden verkauft, wie groß ist der Shop bzw. das Unternehmen, wer ist die Zielgruppe? Jede Contentstrategie, egal welcher Art, sollte ja passgenau sein.
Nichtsdestotrotz gibt es einige Aspekte, die für alle Händler:innen gelten, egal in welcher Branche sie tätig sind und was sie verkaufen:
Authentizität
Am wichtigsten sind Authentizität und Enthusiasmus. Man sollte eine Leidenschaft für das vorgestellte Produkt haben, aber auch dafür, dieses Produkt auf diese Weise, nämlich visuell, vorzustellen. "Leidenschaft" bedeutet aber natürlich nicht "Überschwänglichkeit". Einfach ein Video nur um des Contents willen zu drehen, obwohl man augenscheinlich nicht gerne vor der Kamera steht, bringt nicht viel, auch wenn das Produkt interessant ist.
Solange man authentisch ist, braucht man auch nicht unbedingt teure Videoproduktionen. Auch mit low-budget Videos kann man erfolgreich sein, solange man die Zielgruppe gut anspricht und eben authentisch ist.
Ein gutes Beispiel liefert hierfür Generation Yes:
Matthias von Generation Yes und Vuven von Stay Cold Apparel haben bei Merchant Inspiration Live ausführlich über Video Content Marketing gesprochen. Dabei ging es auch darum, dass authentische low-budget Videos mit der Smartphonekamera die teuren Videoproduktionen, für die sie extra externe Video-Agenturen herangezogen hatten, ausgestochen haben. Denn letztendlich kennt das Unternehmen seine Zielgruppe am besten, spricht ihre Sprache und kennt ihre Erwartungen. Hier das Merchant Inspiration Live Video mit dem Gespräch:
Produktvorstellung statt aggressiver Werbung
Man sollte Video Content nicht mit Teleshopping verwechseln. Verbraucher:innen sind mittlerweile viel bewusster und die Tage aggressiver Werbung sind vorbei. Und auch das bestätigt die bereits genannte Hubspot-Studie: 77% der Befragten geben an, keine Videos zu mögen, die offensichtlich etwas verkaufen wollen. Es sollte also darum gehen, das Produkt vorzustellen, es zu präsentieren. Es ist bloß ein Angebot, das man macht. Ob die Interessent:innen das Produkt kaufen wollen, entscheiden sie selbst, ohne dass man ihnen mit aggressiver Werbung sozusagen auf die Pelle rückt.
Wenn das Video auf der Produktseite platziert ist, dann entscheiden sich Besucher:innen bewusst, es anzuschauen und hoffen vermutlich mehr Infos zum Produkt zu erhalten. Entsprechend sollte sich das Video hier natürlich klar um das Produkt drehen und mehr Informationen präsentieren und darstellen.
Ein gutes Beispiel hierfür liefert die Produktseite von Allbirds: Hier steht das Produk, in diesem Falle ein Laufschuh, klar im Vordergrund, aber es ist gut und kurz gemacht. Denn die Person macht Laufbewegungen, zeigt die Laufschuhe im Detail und geht. Kurz und knapp.
Entertainment - aber nicht zu viel
Schnöde Videos mag niemand, denn es gibt große und etablierte Marken, die sehr wohl Produktvideos haben - nur werden sie nicht wahrgenommen. Menschen wollen Entertainment, was auch die Hubspot-Studie bestätigt: 66% der Befragten gaben an, sogar nach weiterem Content des Anbieters zu suchen, wenn sie ein Video "cool" fanden. Allerdings sollte man dabei vor lauter Entertainment nicht vergessen, den Fokus auf das Produkt zu legen und es adäquat zu präsentieren. Das klingt vielleicht selbstverständlich und banal, aber sicherlich kennen viele auch Werbevideos, die sehr cool und einprägsam sind - nur weiß man nicht so recht, was beworben wird und welche Marke dahinter steckt; besonders nicht im Nachhinein. Idealerweise sorgen jedoch Videos dafür, dass man sich an das Produkt oder die Marke erinnern kann.
Ein gelungenes Beispiel dafür ist die Werbung von Dollar Shave Club:
Kontinuität
So wie bei jeder Art von Content ist es wichtig, kontinuierlich Video Content zu produzieren. Es müssen natürlich nicht mehrere Videos pro Woche sein, aber mindestens ein Video pro Woche sollte es schon sein, die absolute “Schmerzgrenze” läge bei einem Video alle 14 Tage. Ansonsten läuft man Gefahr, dass man nicht ausreichend wahrgenommen wird.
Welche Art von Video Content ist möglich?
Je nach Produkt unterscheidet sich natürlich die Art und Weise, wie der Content aussieht. Für manche Produkte eignen sich etwas längere Erklärvideos bzw. Tutorials besonders gut (z.B. Technik), für andere hingegen sollten die Videoclips nicht länger als 45 Sekunden sein. Längere Videos sind aber tatsächlich eher in Ausnahmefällen nützlich, denn die Hubspot-Studie hat ergeben, dass 81% eher kürzere Videos bevorzugen. Hier nennen wir einige Beispiele bzw. Use Cases.
Technik
Technische Daten sagen für viele Verbraucher:innen nichts aus; gerade, wenn sie nicht technisch versiert sind. Videos, die ihre Bedienung demonstrieren, haben dagegen viel mehr Aussagekraft. Man kann zeigen, wie die Geräte bedient werden und auch das, was sie alles können. Zum einen würde man auf diese Weise Interessent:innen erreichen, die noch Zweifel haben. Mit Erklärvideos kann man dann die letzten Zweifel ausräumen. Auf der anderen Seite würde dies auch Deinen Kundensupport entlasten, weil Käufer:innen keine Fragen bezüglich der Bedienung stellen müssen. Dabei kann man auch auf konkrete Kundenanfragen eingehen. Wenn jemand beispielsweise wissen will, ob man mit einem Stabmixer auch bestimmte Smoothies machen kann, könnte man in einem Video zeigen, dass dies geht.
Generation Yes produziert genau solchen Video Content. Es wird gezeigt, was mit den Geräten alles zubereitet werden kann:
Fashion
Man kennt es vielleicht aus eigener Erfahrung: Man bestellt ein Kleidungsstück, aber die Farbe weicht vom Produktbild ab oder an dem Model sieht es anders aus, als wenn man es selbst trägt. Und prompt schickt man es wieder zurück. Kurze Videoclips, in denen die Kleidungsstücke von verschiedenen Personen getragen oder in verschiedenen Lichtverhältnissen gezeigt werden, können da Abhilfe schaffen. Das Gleiche gilt natürlich auch für Schmuck. Vielleicht ist ein Armband, das auf dem Produktfoto etwas dicker aussieht, in Wirklichkeit viel filigraner? Oder das Piercing, das auf dem Bild nicht ganz goldig glänzt, ist in Wirklichkeit ein Eye-Catcher? Auf diese Weise kann man zum einen Zweifel ausräumen, zum anderen aber auch vermeiden, dass weniger Artikel zurückgeschickt werden und auf diese Weise die Retourenquote senken. Hierbei sollten die Videoclips aber wirklich nur kurz sein.
Hier ein Beispiel für Video Content im Bereich Fashion aus dem Youtube-Kanal von Stay Cold Apparel:
Nahrungsmittel
Hierbei gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder man kocht Rezepte nach und bietet eine Inspiration, oder es wird kurz gezeigt, wie sie zubereitet werden bzw. wie sie zubereitet aussehen. Gerade wenn es um Nahrungsmittel geht, die man hier noch nicht so gut kennt oder Veggie-Produkte, mit deren Zubereitung noch nicht vertraut ist, können solche Videos ein Anreiz sein, das Produkt zu kaufen, um das Rezept selbst nachzukochen oder das Nahrungsmittel auszuprobieren. 3bears, ein Onlineshop für Porridge-Mischungen, zeigt auf Youtube, wie es geht:
Welche Videos sind für welche Kanäle geeignet?
Beim Video Content ist es natürlich auch wichtig zu beachten, dass nicht jedes Video für jeden Kanal geeignet ist. Längere Videos, die als Tutorials dienen, eignen sich gut für YouTube. Dort wird nämlich auch gezielt nach Tutorials gesucht. Für Instagram eignen sich dagegen eher kürzere Videoclips; für TikTok sowieso. Auch im Onlineshop sind kürzere Videos besser geeignet.
Wie hoch sind Kosten und Aufwand?
Zunächst: Authentizität ist am wichtigsten. Smartphones werden immer professioneller, auch mit gängigen Modellen kann man sehr gute Videos machen. Und man sollte auch bedenken, dass nahezu alle, die mit Video Content Marketing erfolgreich geworden sind, klein angefangen haben und mit einfachen Mitteln erfolgreich wurden. Erst im Nachhinein haben sie sich professionalisiert. Ein gewisses Maß an Videoqualität sollte aber auf jeden Fall vorhanden sein.
Insofern sind teure Videoproduktionen am Anfang nicht nötig; ganz im Gegenteil, davon muss man eher abraten. Denn sie sind sehr kosten- und zeitintensiv und eignen sich nicht für neue oder kleine Shops. Schließlich gibt es vieles, wofür Zeit und Geld investiert werden müssen: das professionelles Equipment für Licht und Audio, die Genehmigung für einen Dreh an einem bestimmten Ort oder die Miete für eine Location, eventuell ein Model. Dann kommt die Post-Production, die mehrere Wochen in Anspruch nehmen kann. Das sind Aspekte, die für neue oder kleinere Shops nicht zu stemmen sind und die Kosten und Nutzen stehen in keinem Verhältnis. Etablierte Shops können das als Branding-Maßnahme machen, wenn sie über die finanziellen Ressourcen verfügen.
Fazit
Es gibt einen Grund, warum Videos so omnipräsent und Videoplattformen so erfolgreich sind: Die Nachfrage ist hoch und Menschen schauen ganz offensichtlich gerne Videos. Händler:innen sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen und eine Strategie für ihren Video Content entwickeln, die zu ihrer Marke passt. Allerdings gilt es natürlich einen Spagat zu bewältigen: Die Videos sollten unterhaltsam sein, aber auch den Fokus auf das Produkt legen, jedoch keinen allzu werbenden Charakter haben, weil dies vonseiten der Verbraucher:innen nicht erwünscht ist. Aber wenn man es gut macht, wird man als Händler:in dafür auch belohnt.
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