Ankündigungen der Shopify Unite 2019

Quelle: unite.shopify.com

 

1. Einleitung

Viel wurde in den letzten Tagen über die neuen Ankündigungen und bervorstehenden Neuerungen auf Shopify’s Entwicklerkonferenz, der Shopify Unite, die am 19. & 20. Juni 2019 im kanadischen Toronto stattfand, berichtet.

Eine offizielle Zusammenfassung von Shopify auf deutscher Sprache könnt ihr hier finden: https://www.shopify.de/blog/shopify-unite-2019

Eine vollständige Zusammenfassung von Shopify auf englischer Sprache könnt ihr hier finden: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Doch was dies genau für Händler in Deutschland bedeutet und wann mit den Neuerungen zu rechnen ist, darüber wurde bisher kaum geschrieben. In unserem Blog Beitrag möchten wir hierauf ein wenig eingehen und speziell die Neuerungen hervorheben, von denen wir der Meinung sind, dass sie besonders relevant für Shopify Händler in Deutschland sind.

2. Die angekündigten Neuerungen

2.1. Online-Shop

Multi-Sections für den gesamten Shop

Wer als Händler bereits aktiv Anpassungen im eigenen Shop vorgenommen hat, der hat sicherlich bemerkt wie angenehm es ist die Startseite zu bearbeiten. Hier kann man flexibel Abschnitte hinzufügen und entfernen sowie beliebig verschieben und anpassen. Ein großes Manko war bisher jedoch, dass diese Möglichkeit lediglich auf die Startseite limitiert war. Andere Shop-Abschnitte wie Produktseiten, Kategorieseiten oder auch selbst erstellte weitere Seiten wiesen nicht diese Flexibilität auf, sondern waren hingegen sehr starr. Ohne externe Entwicklerhilfe oder externen Tools wie dem Landing Page Builder “Shogun” konnte man hier als Händler wenig gestalten. 


Shopify Unite Abschnitte einfügen

Quelle: https://www.shopify.de/blog/shopify-unite-2019

 

Mit der neuen Ankündigung von Shopify der Multi-Sections hat dies nun ein Ende. Mithilfe dieser neuen Funktion sollen nun alle Abschnitte und Seiten im Shopify Shop flexibel gestaltbar sein. Auf der Produktseite kann man dann beispielsweise per Drag and Drop Produktbewertungen platzieren sowie beliebig weitere Text-, Bilder- und andere Blöcke positionieren. Apps sollen hiermit auch kompatibel sein, sodass man als Händler schon bald ohne externe Hilfe einfacher Anpassungen im gesamten Shop vornehmen kann. 

Das Erstellen von Master und Sub-Templates soll zudem helfen noch einfacher bestimmte Designvorlagen und Abschnitte von einer Seite auf die andere zu übertragen sowie besondere Seitenlayouts je nach Produktkategorie zu erstellen. Verkauft man beispielsweise Kleindungsstücke in verschiedenen Größen (aber auch ohne) kann man so ohne Weiteres Größentabelle & Co für bestimmte Produkte hinzufügen. Auch das Aktualisieren von Themes oder Wechseln von einem Theme zum anderen soll so noch reibungsloser möglich werden.

Fraglich bleibt wie die Umsetzung konkret aussehen und wie viel Gestaltungsspielraum der Händler haben wird. Vermutlich wird es in Zukunft noch entscheidender als jetzt schon sich ausreichend Zeit zu nehmen das richtige Theme auszuwählen, um hier nicht auf Flexibilität verzichten zu müssen. Ebenfalls ungeklärt ist, wie der Übergang von derzeitigen Theme Versionen auf die neuen Strukturen vonstatten gehen wird. Hier wird es vermutlich zu größerem Aufwand auch auf Seiten der Händler kommen. Jedoch müssen sich Händler ohnehin noch auf dieses Feature gedulden müssen, da nun zunächst Theme Entwickler die neuen Funktionen in ihre bestehenden Themes implementieren müssen.

Apps für den Shopify Checkout

Ebenfalls neu und sehr spannend für Händler in Deutschland: Shopify hat angekündigt bald Apps für den Shopify Checkout zuzulassen. Von Cross-Selling Angeboten bis hin zu Liefer- und anderen Zusatzfunktionalitäten wäre hierdurch Vieles denkbar. Wie konkret diese Umsetzung jedoch aussehen wird ist noch ungeklärt. Für Händler im europäischen Raum, die bisher durch den starren und nicht allzu gut auf europäische Angelegenheiten ausgerichteten Checkout beschränkt wurden, verspricht diese Ankündigung jedoch sehr viel Positives, vermutlich mehr als dies unsere amerikanischen Kollegen tun.

Abo-Funktionen im Checkout

Ebenfalls große Neuigkeiten für deutsche Händler: Die Abo-Apps werden schon bald in den Shopify Checkout integriert werden. Bisher wurden Besucher, die Produkte im Abo erwerben wollten, auf einen Abo-App eigenen Checkout geleitet. Haken daran: Die derzeitigen Abo-Apps lassen im Checkout rechtlich höchstrelevante Details missen (Shopify hatte hier eigens für den Markteintritt in Deutschland im vergangenen Jahr den eigenen Checkout angepasst und vom Händlerbund verifizieren lassen). Kurzum, während derzeitige Abo-Lösungen auf Shopify im deutschsprachigen Raum abmahngefährdet sind, wird es schon bald rechtskonform werden. Ein weiterer Schritt von Shopify sich als Plattform an den deutschen Markt anzupassen.

Abholungen im Shop als Sendungsfunktion auswählbar

Auch angekündigt und besonders relevant für alle Händler, die den Spagat zwischen Offline und Online begehen: Die Möglichkeit den Kunden anzubieten das Paket im eigenen Ladengeschäft abzuholen. Laut Aussagen auf der Shopify Unite soll diese Funktion bald in den Checkout integriert werden. Händler, die parallel zum Online-Shop also ein Ladengeschäft betreiben wird diese Nachricht freuen. Jedoch muss hier noch abgewartet werden, ob Shopify dies für das gesamte Shop System oder lediglich die Länder, in denen Shopify POS (Point of Sale) verfügbar ist, frei schaltet.

 

3D Modellierung Shopify

Quelle: https://www.shopify.de/blog/shopify-unite-2019

 

3D Modellierung & Videos in der Produktgalerie

Bereits im letzten Jahr hatte Shopify zum Thema Augmented Reality Neuerungen angekündigt. Während diese sehr beeindruckend wirkten, steckten sie jedoch noch in den Kinderschuhen. Seitdem hat Shopify weitere Anstrengungen unternommen Augmented Reality und 3D Modelle noch besser in den Shopify Store zu integrieren. Ab bald soll es möglich sein 3D Modelle sowie Videos direkt in die Produktgalerie einbinden zu können. 3D Modelle waren bisher umständlich zu integrieren und für Besucher meist versteckt (Matthias von Generation Yes hat auf dem Berliner Shopify Meetup #11 im Juni hierüber berichtet). Videos in der Produktgalerie anzuzeigen waren bisher nur via Workaround möglich. Mit der angekündigten Neuerung ist dies nun schon bald ohne technische Tricks möglich. Wir sind gespannt - wie teuer jedoch am Ende die Erstellung von 3D Modellen für Händler sein wird, muss abgewartet werden. 

 

Internationalisierung Shopify

Quelle: https://www.shopify.de/blog/shopify-unite-2019

 

2.2 Internationalisierung

Multi-Währungen in Shopify

Quelle: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Multi-Währung

Nachdem seit letztem Jahr mehrere Währungen parallel im Shop schon für Shopify Plus Händler möglich waren, wird diese Funktionalität nun für alle Händler freigeschaltet. Das bedeutet konkret: Händler in Deutschland, die neben Euro zusätzlich in britischem Pfund oder schweizer Franken die Produkte verkaufen möchten, können dies nun bald schon tun ohne hierfür auf Shopify Plus wechseln zu müssen. Der Schritt in Richtung internationaler Plattform wird somit weiter fortgeschritten. Es zeigt: Shopify ist sich im Klaren über die Schwachstellen der Plattform im europäischen Markt und arbeitet nun aktiv daran diese zu verbessern. Wie sich diese Änderung auf Buchhaltung, Rechnungen und Co auswirken muss im Einzelfall dann betrachtet werden.

 

Mehrsprachigkeit auf Shopify

Quelle: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Mehrsprachigkeit auf Shopify

Ein weiterer Punkt, der viele kleinere Händler zur Weißglut gebracht hat, war das Thema Mehrsprachigkeit. Bisher gab es auf Shopify zwei Möglichkeiten den Shop in mehreren Sprachen anzubieten:

  1. Übersetzungsapps wie Weglot oder Langify
  2. Multi-Shop Instanzen (einen Shop pro Sprache)

Dies ließ im ersteren nicht eine 100% Übersetzung zu und im letzteren sorgte es für erhöhte Kosten - in beiden Fällen jedoch für erhöhten Aufwand. 

Nun adressiert Shopify dieses Thema, indem es Mehrsprachigkeit in den Shop-Admin integriert. Wie genau die Übersetzungsmöglichkeiten aussehen, ob diese auch für den Checkout gelten und ob es wirklich die Lösung sein wird, über die sich alle freuen werden, bleibt abzuwarten. Nichts desto trotz ist auch dies ein sehr positives Zeichen, dass Shopify an Verbesserungen für mehrsprachige Shops arbeitet und auch hier konkret auf die Bedürfnisse in Deutschland und Europa eingeht.

2.3 Shop Administration

Bestellungen sind bald editierbar

Auch hier gibt es Ankündigungen auf die einige Händler fast ein Jahrzehnt warten mussten: Bestellungen sollen nun editierbar werden. Bedeutet: Wenn ein Kunde im Shop bestellt hat, sich danach jedoch umentscheidet, kann der Händler nun die Bestellung im Shopify Admin noch nachträglich ändern. Bisher musste man auf umständliche Workarounds zurückgreifen. 

Interessant wird jedoch zu sehen wie schnell Fulfillment Dienstleister wie Zenfulfillment oder auch Byrd sich auf diese Neuerungen einstellen können. Gleiches gilt für Buchhaltungstools und -integrationen.

Nichts desto trotz: Für Händler eine freudige Nachricht!

Lieferprofile auf Shopify

https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#backoffice

Lieferkosten nach Profilen

Mehr Flexibilität wird es auch schon bald in Bezug auf Lieferkosten geben. Shopify hat Möglichkeiten vorgestellt sogenannte “Shipping Profiles”, Profile für Lieferkosten, zu erstellen. Soll heißen: Schon bald kann man basierend auf unterschiedlichen Produkten unterscheiden und basierend darauf unterschiedliche Versandkosten im Checkout berechnen. Es wird also auch hier mehr Flexibilität für Händler geben. 

 

 

Neues Shopify Plus Dashboard

Quelle: https://news.shopify.com/announcing-shopify-plus-all-new-platform-for-enterprise-merchants

2.4 Shopify Plus

Auch auf Seiten von Shopify Plus gibt es große Neuigkeiten. Während man bisher zwar mit Shopify Plus bis zu 10 Shops einrichten und betreiben kann (z.B. um einen Shop je nach Region und Sprache anzubieten oder auch B2C und B2B voneinander zu trennen), musste man sich bisher in jeden dieser Shops separat einloggen. Während Shopify Plus nach außen hin als eine ganzheitliche Lösung beworben wurde, wirkte es intern eher noch unvollendet.

Daher hat es uns umso mehr gefreut zu hören, dass Shopify nun an einem einheitlichen Dashboard gearbeitet hat. Shopify Plus Händler brauchen von nun an nur noch einen Login und können damit sämtliche Shops aus nur einem Dashboard bedienen. Auch Kundenprofile, -informationen und Produktdaten sind alle nun zusammehängend abrufbar. Dies hilft die eigene Shop Performance noch besser analysieren zu können und lässt die unterschiedlichen Shops auch im Backend zu einem verschmelzen. Sollte ein Kunde den Support kontaktieren muss der Support Angestellte sich dann nicht mehr in die unterschiedlichen Shops einloggen, sondern kann alles entspannt aus einem Interface heraus bedienen. 

2.5 Performance Optimierung

Ladezeiten / Pagespeed

Die Serverperformance vom Checkout konnte nachweislich im Verlauf der letzten Wochen und Monate gesteigert werden. Shopify sprach hier von bis zu 30%, die sich auch in einer gesteigerten Conversion Rate für Händler bemerkbar machen sollen.

Server bald auch in Europa

Zudem hat Shopify den Plan präsentiert bald Server Plattformen auch außerhalb der USA, an verschiedenen strategischen Punkten weltweit zu platzieren, darunter auch Europa. Für Händler, die besorgt sind, dass die Daten außerhalb der EU gespeichert werden, ist auch dies eine interessante Entwicklung. 

 

2.6 Sonstiges

Der neue Shopify Expert Marketplace

Quelle: Screenshot https://experts.shopify.com/

Shopify Expert Marketplace

Bereits im Zuge der Shopify Unite live gestellt ist ein neuer Bereich, der nun in dem Adminbereich für Shopify Händler verfügbar ist: Der Shopify Expert Marketplace.

Dieser löst den ehemals als Shopify Experten Plattform bekannten Bereich, in dem sämtliche Experten ein eigenständiges Profil hatten, ab. Der neue Marketplace erinnert ein wenig an Fiver oder UpWork und ist Shopify’s bewusster Schritt auch hier einen weiteren Teil der E-Commerce Wertschöpfungskette unter die eigene Regie zu bringen und für mehr Qualität zu sorgen. Rechnungen und Kommunikation werden von nun an über diesen Bereich abgewickelt und mithilfe von Bewertungen strenger kontrolliert.

Ab Herbst soll der Marktplatz für sämtliche Freelancer und Agenturen freigegeben werden. Primär konkurrieren dann Agenturen und Freelancer weltweit basierend auf Preisen, Bewertungen und Kommunikation - hieraus spielt der Algorithmus dann auch die Positionierung eines jeden dort gelisteten Experten aus.

 

Mehrsprachiger App-Store

Quelle: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Mehrsprachiger App-Store

Ein weiteres Zeichen von Shopify's Internationalisierungsbestrebungen: Der App-Store wird mehrsprachig. Nach dem Makeover im letzten Jahr und dem Einführen von passenden App-Vorschlägen basierend auf der Region des Händlers wird nun der mehrsprachige App-Store vorbereitet. Das bedeutet: Bald wird es die Seiten der führenden und lokalen App-Anbieter auch auf der deutschen Sprache geben, wie im angezeigten Beispiel von Oberlo.

 

Das neue Shopify POS

Quelle: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Shopify POS

Ein nach wie vor großes Fragezeichen besteht für Händler im deutschsprachigen Raum, die Shopify POS nutzen möchten. Auch in diesem Jahr wurden wieder viele große Neuerungen rund um das System bekannt gegeben, die den Händlern helfen sollen sowohl Online als auch Offline in einem Ladengeschäft oder auch Popup Store verkaufen zu können. Jedoch ist nach wie vor unklar, ob und wann das POS auch in Deutschland benutzt werden kann. Derzeit erfüllt es noch nicht die rechtlichen Vorschriften.

Shopify Fulfillment Netzwerk

Quelle: https://www.shopify.com/partners/blog/shopify-unite-announcements-2019#onlinestore1

Fulfillment by Shopify

Es war die große Überraschung auf der Unite und die Ankündigung, die die Shopify Aktien nur kurz danach in die Höhe schnellen lassen haben. Shopify hat angekündigt ein eigenes Fulfillment Netzwerk mit zunächst vier Knotenpunkten in den USA aufbauen zu wollen. Intern wurde es bereits getestet, es erlaubt das Versenden von Päckchen in bereits 2 Werktagen, kleinen sowie großen Händlern gleichermaßen. Es wurde als die große Kampfansage von Shopify gegenüber Amazon gewertet - entsprechend groß waren die Diskussionen über diese Neuigkeit.

Für europäische und deutsche Händler sind diese Ankündigungen zunächst jedoch weniger relevant, da das Fulfillment Netzwerk lediglich in den USA geplant ist. Eine Ausweitung nach Europa oder in andere Märkte innerhalb der nächsten Monate und Jahre scheint eher unrealistisch. Ob deutsche Händler das Fulfillment Netzwerk nutzen können, um in die USA zu expandieren ist derzeit noch ungeklärt.

3. Wann werden diese Neuerungen in Kraft treten?

Bis auf die Neuerung mit dem Shopify Expert Marketplace wurden bisher alle oben genannten neuen Funktionen mit “later this year” angekündigt. Die Interpretation ist hierbei sehr frei. Aus Erfahrung lässt sich jedoch sagen, dass es sich empfiehlt geduldig zu sein - in der Vergangenheit hat es von Ankündigung bis Implementierung immer noch eine gute Zeitspanne gebraucht.

 

4. Fazit

Alles in allem wurden auf der diesjährigen Shopify Unite eine rekordverdächtige Anzahl an Neuerungen vorgestellt, viele von ihnen mit hoher Relevanz auch für den deutschsprachigen und europäischen Raum. Über die oben genannten Ankündigungen gab es noch eine Vielzahl weiterer Neuigkeiten, die nun in den kommenden Wochen und Monaten live gestellt werden. 

Mit Blick auf Händler, die im deutschen Markt aktiv sind, waren die neuen Ankündigungen besonders positiv. Es zeigt sich, dass Shopify aktiv Anstrengungen unternimmt die Plattform immer weiter an die Bedürfnisse europäischer Händler anzupassen. Die weiteren Schritte zur Verbesserung und Ausweitung der Mehrsprachigkeit und Multi-Währungen sind ein sehr positives Zeichen. Nun bleibt es abzuwarten wann und wie genau diese Ankündigungen auch in die Tat umgesetzt werden.

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