Es gibt Produkte, bei denen es keine Übertreibung wäre, wenn man sie als Revolution bezeichnen würde. Denn sie sind so innovativ, dass sie Altbewährtes alt aussehen lassen und einen Markt umkrempeln. Und dabei ist die Idee einfach, aber genial.

Aber auch das beste Produkt wird nicht zum Erfolg, wenn man keine kluge Verkaufsstrategie hat. "Auch schlechte PR ist gute PR", heißt es zwar oft, allerdings sollte man das natürlich nicht wörtlich nehmen. Denn schlechte PR bleibt schlecht. Gute PR dagegen wirkt wie ein Booster.

Kristine und Kati, die Gründerinnen von Ooia (ehemals Ooshi), haben insofern alles richtig gemacht. Sie haben nicht nur ein innovatives Produkt auf den Markt gebracht, sondern sind mit ihrer Marke auch enorm gewachsen, und zwar mit guter PR. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen, nämlich 100k verkaufte Produkte in nur 1,5 Jahren (Stand April 2020; mittlerweile sind sie weiter stark gewachsen). Aber nicht nur die Zahlen sind beeindruckend: Ooia wurde auch von der Bundesregierung mit dem Kreativpilotpreis ausgezeichnet, Kati wurde bei den Startup Awards 2020 zur Newcomerin des Jahres gekürt. Die beiden hatten einen Auftritt in "Die Höhle der Löwen" und fanden Erwähnung und Lob in zahlreichen Medien. Aber was ist das Geheimnis ihres Erfolgs? Wir haben mit der Mitgründerin Kati darüber gesprochen.

Das Produkt: Periodenunterwäsche

2018 haben sie Ooshi gegründet, eine Marke für Periodenunterwäsche, die es so im deutschsprachigen Raum noch nicht gab. In den USA dagegen gab es sie schon auf dem Markt. 2020 wurde Ooshi in Ooia umbenannt.

Periodenunterwäsche ist im Grunde wie ganz normale Unterwäsche, ist also nicht konkret als Periodenunterwäsche erkennbar, hat aber die Funktion, dass sie Flüssigkeit aufsaugen, speichern und am Auslaufen hindern kann. Und nach dem Gebrauch kann sie ganz normal gewaschen und wiederverwendet werden. Insofern können Frauen den Gebrauch von Wegwerfprodukten wie Tampons reduzieren oder unter Umständen auch komplett darauf verzichten; abhängig ist dies von der Intensität der Periode.

Idee verheimlichen? Weitersagen!

Wer eine Idee hat, hat manchmal Scheu davor, sie öffentlich auszusprechen oder weiterzuerzählen; aus Angst davor, jemand könnte die Idee klauen. Es ist aber besser, die Idee auszusprechen und zu ihr zu stehen, weil man auf diese Weise schon mal Feedback bekommt und erste Leads generiert. Wenn man beispielsweise Veranstaltungen für Start-Up-Gründer:innen besucht und die Ideen vorträgt, spricht sich das natürlich auch rum, sodass der eigene Name dann mit der Idee in Verbindung gebracht wird. Allerdings sollte man auch die Absicht haben, zeitnah die Idee umzusetzen.

Storytelling: Die Presse im Blick

Es ist sehr hilfreich, Texte für die Presse zur Verfügung stellen, die sie dann bei Interesse aufgreifen kann. Wofür steht die Marke, was sind die Stärken des Produktes? Was ist das Commitment? Indem man Themenschwerpunkte setzt, kann man eine klare und strukturierte Story erzählen, die  die wichtigsten Fragen beantwortet. Hilfreich ist dabei die Plattform Medium, die auch Kati und Kristina genutzt haben und immer noch nutzen. Ihre Schwerpunkte waren beispielsweise die Gründung ihres Start-Ups, was deshalb interessant ist, weil Frauen relativ seltener ein Unternehmen gründen als Männer, und verbunden damit die Vereinbarung von Beruf und Familie. Darüber hinaus war ein Schwerpunkt die Enttabuisierung des Thema Menstruation. Zahlreiche renommierte Medien, darunter die Zeit, haben bereits über Ooia berichtet.

Social Proof: Auf Bewertungen setzen

Social Proof ist als vertrauensbildende Maßnahme beliebt und bewährt. Es gibt zwar viele Shopify-Apps, die Bewertungen ermöglichen, allerdings haben Apps den Nachteil, dass man die Bewertungen dort manipulieren kann; negative kann man beispielsweise löschen und so unsichtbar machen. Am Anfang, wenn die finanziellen Möglichkeiten noch begrenzt sind, kann man sie zwar nutzen. Besser sind allerdings unabhängige Tools wie Trustpilot, da sie Änderungen bzw. keine Manipulation zulassen und daher vertrauenswürdiger sind.

Commitment und Markenidentifikation

Kristine und Kati hatten also mehrere Anliegen: Nachhaltigkeit und Female Empowerment. Also einerseits ein Produkt auf den Markt zu bringen, das Frauen hilft und dabei die Umwelt schont. Ein weiteres Anliegen war die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, denn die beiden Gründerinnen sind auch Mütter und für arbeitende Mütter gibt es nachwievor Hürden im Berufsleben. Insofern ist Female Empowerment nicht nur bloß eine Marketingkampagne, es wird tatsächlich aktiv umgesetzt. Es sind also klare Missionen, die die beiden Gründerinnen hatten, die sie auch umgesetzt haben und mit denen sich auch viele Frauen identifizieren können.

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