Marktplätze wie Amazon oder Ebay sind bei Kund:innen äußerst populär. Allein Amazon soll den Zahlen des IFH Köln zufolge in Deutschland 46 Millionen Kund:innen haben, was für Händler:innen natürlich ein großes Potenzial bietet.

Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Und so können Marktplätze neben den Vorteilen, die sie bieten, auch mit Nachteilen verbunden sein. 

Was sind aber konkret die Vorteile? Was sind die möglichen Nachteile? Für welche Gruppe von Händler:innen überwiegen die Vorteile bzw. Nachteile? Wir möchten nun tiefer in das Thema eingehen, um Dir bei der Entscheidung, ob Du neben Shopify auch Marktplätze als Verkaufsplattformen für Deine Marke und Produkte nutzen willst, behilflich zu sein. 

Was sind die Vorteile von Marktplätzen?

Große Zahl an Kund:innen

Das ist vermutlich der offensichtlichste Vorteil: Marktplätze werden von Millionen Menschen genutzt. Die potenziellen Kund:innen sind also schon da, und das in sehr großer Zahl.

Vorhandener Traffic

Dadurch, dass dort verkauft wird, wo die Kund:innen bereits sind, ist auch der Traffic bereits vorhanden, sodass er nicht erst generiert werden muss. Und gerade auf populären Marktplätzen ist er beträchtlich.

Kund:innen mit klarer Kaufabsicht

Ein weiterer Vorteil ist, dass Menschen, die Marktplätze nutzen, sie mit einer klaren Kaufabsicht besuchen. Gestöbert wird eher selten, dafür sind die Marktplätze auch einfach zu groß. Die Wahrscheinlichkeit einer Conversion ist also recht hoch.

Relativ einfacher Zugang 

Für (angehende) Händler:innen ist es relativ einfach, Marktplätze als Verkaufsplattformen zu nutzen. Die Registrierung als Händler:in ist gerade auf Amazon oder Ebay relativ einfach. Und Shopify bietet auch Apps bzw. Verkaufskanäle, sodass die Anbindung und Synchronisierung mit Marktplätzen recht einfach ist. Bei Zalando oder Otto, die ebenfalls ihre Plattformen für andere Marken geöffnet haben, sind die Hürden zwar deutlich größer - aber kein Ding der Unmöglichkeit. Denn Marken wie Hej Organics, Snocks oder Sober, die erfolgreiche Shopify-Shops betreiben, verkaufen ihre Produkte auch auf Zalando.

Marktplätze als "Testfeld"

Gerade für Händler:innen, die neu in den Handel einsteigen, sind Marktplätze ein guter Ort, um herauszufinden, wie die Produkte ankommen. Gibt es eine Nachfrage? Läuft der Verkauf gut? Lohnt sich die Ausdehnung der Produktion? Schließlich hat beispielsweise auch Snocks, eine der erfolgreichsten Marken auf Shopify, ihre Wurzeln auf Amazon.

"Sichtbarkeit" auf verschiedenen Kanälen

Je mehr Verkaufsplattformen Du nutzt, desto präsenter ist auch Deine Marke. Auf diese Weise kannst Du große Kund:innengruppen erschließen und sie erreichen.

Automatisierte Prozesse

Um Dinge wie Rechnungserstellung, Versandbestätigung und (im Falle von Amazon) Logistik musst Du Dich nicht kümmern, denn der Marktplatz übernimmt diese Aufgaben.

Was sind die Nachteile von Marktplätzen?

Abhängigkeit vom Marktplatz

Einer der größten Nachteile von Marktplätzen ist die Tatsache, dass man als Händler:in hochgradig abhängig vom Marktplatz ist. Dieser kann alles vorschreiben und man hat nicht die Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Insofern herrscht bei Händler:innen eine gewisse Ohnmacht, wenn sie Marktplätze nutzen.

Große Konkurrenz

Wenn Du Deine Produkte auf Marktplätzen verkaufst, tust Du dies zwar dort, wo die Kund:innen bereits sind - aber auch Deine Konkurrent:innen. Und gerade die Tatsache, dass viele Menschen Marktplätze nutzen, sorgt dafür, dass die Konkurrenz groß ist, weil viele Händler:innen etwas vom Kuchen abhaben wollen.

Etablierte Konkurrenz

Schwierig kann es werden, wenn Du ein Produkt verkaufen willst, das auch die Konkurrenz anbietet, die bereits etabliert ist. Als neue:r Händler:in hättest Du zumindest am Anfang einen schweren Stand.

Preissensibilität der Kund:innen

Oft sind es nur Cent-Beträge, die darüber entscheiden, ob ein:e Kund:in bei Händler:in A oder Händler:in B einen Kauf tätigt. Kund:innen auf Marktplätzen sind äußerst preissensibel und vergleichen die Preise auch, weil der Vergleich dort auch einfach ist. Unter Umständen kann dies problematisch sein, wenn Du keinen Spielraum dafür hast, die Preise Deines Produktes auf das Niveau der Konkurrenz zu senken, um wettbewerbsfähig zu sein. 

Keine direkten Kommunikationskanäle

Ein wichtiges Thema ist die Tatsache, dass Du keinen direkten Kontakt zu den Kund:innen hast und darüber hinaus über ihre Daten nicht verfügst; denn die liegen beim Marktplatz. Insofern bist Du auch hier vom Marktplatz abhängig: den Bedürfnissen Deiner Marke entsprechendes E-Mail-Marketing, Content-Marketing oder Storytelling sind kaum bis gar nicht möglich. Gerade für Marken, die eine besondere “Mission” erfüllen, indem sie beispielsweise großen Wert auf Nachhaltigkeit oder Fair Trade legen und diese gerne adäquat präsentieren und kommunizieren wollen, sind die Möglichkeiten auf Marktplätzen relativ stark eingeschränkt.

Weniger Brand Awareness, weniger Brand Building

An der Tatsache, dass Du eingeschränkte bis keine individuellen Marketingmöglichkeiten hast, kann auch die Brand Awareness und bedingt dadurch auch das Brand Building (Markenbildung) leiden. Denn die Kund:innen kaufen zum einen auf einem Marktplatz, sodass er (bzw. sein Name) im Vordergrund steht. Zum anderen fehlen Dir die Möglichkeiten, Dich von der Konkurrenz hervorzuheben, Deine Kund:innen individuell anzusprechen und Deine Marke adäquat zu präsentieren, sodass sie eventuell nicht in dem Maße zur Geltung kommt, wie Du es Dir vielleicht wünschen würdest. Es fehlt die Exklusivität, die eventuell Deine Marke ausmachen soll.

"Konkurrenz" zwischen Marktplatz und eigenem Shop

Falls Deine Kund:innen Deine Produkte auch auf einem Marktplatz erwerben können, wo sie bereits angemeldet sind, kann dies einerseits dazu führen, dass der Traffic von Deinem Shop "abgezweigt" wird, andererseits aber auch dazu, dass es für die Kund:innen wenig Anreiz gibt, sich als Kund:in in Deinem Shop zu registrieren. Insofern kann es zu einer Konkurrenzsituation kommen.

Hohe Gebühren

Was auch nicht vernachlässigt werden darf, ist das Thema Gebühren, die recht hoch und in den letzten Jahren stets gestiegen sind. Allein bei Amazon muss man beispielsweise als Händler:in 39€ Grundgebühr im Monat zahlen - plus Mwst., plus Provisionen, plus Kosten für Ads. Schon die Grundgebühr ist somit höher als die Kosten für den günstigsten Shopify-Plan (Shopify Basic für 27€). Insofern sollte eine umfassende Kosten-Nutzen-Analyse durchgeführt werden, um die Wirtschaftlichkeit festzustellen.

Fazit

Wenn Du Deine Produkte auf Marktplätzen verkaufst, tust Du dies dort, wo die Kund:innen bereits sind - aber eben auch die direkte Konkurrenz. Insofern ist die Frage, ob der Verkauf auf Marktplätzen eine grundsätzlich gute Idee nicht, nicht eindeutig zu beantworten.

Denn dabei müssen viele Aspekte berücksichtigt und einige Fragen beantwortet werden: Gibt es eine Nachfrage nach Deinen Produkten? Ohne eine gewisse Nachfrage könnte sich der Verkauf nämlich eventuell nicht lohnen; vor allem wenn man die recht hohen Gebühren bedenkt, die Marktplätze mittlerweile verlangen. Auch sollte dabei berücksichtigt werden, wie die direkte Konkurrenz aufgestellt ist; was die Preise, aber auch was ihren Ruf und das Renommee angeht. 

Außerdem ist es wichtig, die Fragen zu beantworten, welches Ziel Du als Händler:in verfolgst, ob Du beispielsweise ganz nüchtern und pragmatisch Deine Produkte verkaufen willst oder ob Du mit Deiner Marke, die Du gezielt aufbauen willst, eine bestimmte Mission erfüllst. Marktplätze sind nämlich im Grunde reine Verkaufsplattformen, es geht eher um das nüchterne Verkaufen. Storytelling, Brand Building, Brand Experience und eigenes Marketing sind eher schwierig bis unmöglich.

Shopify-Händler:innen mit relativ großem Produktsortiment, die Marktplätze als weitere Verkaufsplattform nutzen wollen, können ein “hybrides Modell” nutzen: Nachfragestarke Produkte können dort angeboten werden, während andere Produkte exklusiv im eigenen Shopify-Shop erhältlich sind.

Händler:innen, die ganz neu in den Handel gehen, können Marktplätze zudem als Testfeld nutzen, um zu schauen, ob es eine Nachfrage gibt. Nicht wenige Marken, auch auf Shopify, haben ihre Anfänge auf Amazon, bis sie sich für einen eigenen Onlineshop auf Shopify entschieden haben. Auch in unserem Merchant Inspiration Podcast hatten wir Gäste mit dieser Story; wie beispielsweise Martin von Störtebekker.

Allerdings ist diese Strategie heutzutage nicht mehr so einfach wie früher, denn allein die Grundgebühr beispielsweise für Amazon (39€/Monat zzgl. Mwst.) ist teurer als der günstigste Shopify-Plan (27€).

Unter Umständen kann es sich daher eventuell lohnen, tatsächlich auf Shopify anzufangen und die Marke gezielt aufzubauen. Allerdings müssen Kund:innen erst mal gewonnen und Traffic generiert werden; beide sind auf Marktplätzen bereits da.

Es gibt also viele Fragen zu klären, denn Marktplätze bieten neben Vorteilen eben auch Nachteile. Du solltest daher alles genau abwägen, um das Beste für Deinen Shop und Deine Marke herauszuholen.


Du hast Fragen? Melde Dich gerne bei uns!

Wenn Du Fragen hast oder aber auch Beratung oder Unterstützung bezüglich benötigst, kontaktiere uns gerne. Wir von Tante-E sind eine der führenden Shopify-Experten-Agenturen und verfügen über zwei Standorte in Berlin und Köln. Wir betreiben nicht nur eigene Onlineshops auf Shopify, sondern haben in den letzten Jahren über 200 Projekte wie Shop-Setups oder Shop-Optimierungen realisiert. Insofern verfügen wir über eine hohe Expertise im Bereich E-Commerce im Allgemeinen und Shopify im Besonderen. Daher würden wir uns sehr freuen, wenn wir auch Dir helfen dürfen. Melde Dich einfach bei uns, wir freuen uns auf Dich.

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